Der 1. Judo-Club Mönchengladbach zieht seine Männer-Mannschaft aus der 2. Bundesliga zurück
Text Erik Goertz
Am Donnerstag den 02.02.2017 traf der Vorstand des 1. Judo-Club Mönchengladbach eine schwere Entscheidung: Nach 17 Jahren Bundesliga, davon 13 Jahre in der 2. Und vier Jahre in der 1. Bundesliga, zieht der 1. Judo-Club Mönchengladbach seine 1. Männer-Mannschaft mit sofortiger Wirkung aus der 2. Bundesliga zurück. Sportdirektor Oliver Zabel äußerte sich dazu folgendermaßen: „Dieser Schritt ist uns sehr schwer gefallen, aber unter den gegeben Umständen hatten wir keine andere Wahl. So schmerzlich dieser Schritt ist, wir stehen als Vorstand geschlossen hinter dieser Entscheidung und sind davon überzeugt, dass es für die Entwicklung des gesamten Vereins kein Rück-, sondern ein Fortschritt ist.“
Der 1. JC hatte in den letzten Jahren, insbesondere noch einmal in dieser Saison, zahlreiche Abgänge von Leistungsträgern zu beklagen. So verließen bereits 2016 der Olympiateilnehmer Marc Odenthal und der dreifache Deutsche Junioren-Meister Benjamin Bouizgarne die Bundesligamannschaft des 1. JC. Odenthal, der im Einzel nach wie vor für den 1. Judo-Club Mönchengladbach startet, wechselte zum deutschen Rekordmeister und mehrfachen Europa-League Gewinner TSV Abensberg. Bouizgarne startet seit letzter Saison für den UJKC Potsdam in der 1. Bundesliga.
Andreas Buscher, ein Eigengewächs des 1. JC, verkündete im vergangenen Herbst seinen Wechsel nach Aachen zum Liga-Konkurrenten TSV Hertha Walheim. Das Nachwuchstalent Maurice Püchel startet ab dieser Saison in der 1. Bundesliga für die SU Witten-Annen. „Den Abgang von vier absoluten Leistungsträgern und Punktgaranten können wir nicht kompensieren. Wir sind zwar für unsere gute Jugendarbeit bekannt, aber so schnell können wir einen solchen Verlust nicht auffangen.
Das Angebot vom Deutschen Vize-Meister TSV München-Großhadern für unseren frischgebackenen Bronzemedaillengewinner der U23 Europameisterschaft, Marcel Bizon, brachte das Fass dann zum überlaufen“, fasst Bundesliga-Trainer Vahid Sarlak die Situation zusammen. Sportdirektor Zabel ergänzt: „Hinzu kommt das altbekannte Problem, dass wir kaum Sponsoren haben. Wir sind finanziell gesehen nicht ansatzweise konkurrenzfähig. Während andere Vereine finanziell gut aufgestellt sind und die jungen Athleten, die häufig Leistungssport und Studium miteinander vereinbaren müssen, finanziell unterstützen können, ist uns dies nicht möglich. Wir können diese Athleten nicht halten, wenn wir nicht in der Lage sind ihnen eine gewisse finanzielle Unterstützung zu bieten.“
Der 1. JC hat in den vergangenen Jahren viel versucht, um Sponsoren zu gewinnen, jedoch mit äußerst geringem Erfolg. „Wir haben in der Vergangenheit über 100 Firmen in Mönchengladbach angeschrieben und regelmäßig Absagen bekommen. In der Stadt Mönchengladbach hat der Fußball den höchsten Stellenwert, da bleibt für Judo wenig Platz. Nur die Stadtsparkasse und NEW unterstützen uns jährlich mit einer kleinen Summe, ansonsten keine einzige Mönchengladbacher Firma. Im Vergleich zu unseren Ligakonkurrenten hatten wir in den letzten Jahren den kleinsten Etat., und das war nicht mehr zu schaffen,“ so die Stellungnahme von Erik Goertz, dem Präsidenten des 1. Judo-Club Mönchengladbach.
Der 1. JC will nun im Männer-Bereich einen Neuanfang starten. Die zweite Mannschaft des Vereins, die in der Oberliga an den Start geht, wird nun aufgrund des Rückzugs aus der Bundesliga zur 1. Mannschaft. Der Teammanager der Oberliga-Mannschaft, Jan Dörbandt, freut sich auf die kommenden Aufgaben und die neue Rolle seiner Mannschaft: „Wir haben ein tolles, gut funktionierendes Team, das mit viel Herzblut und Spaß bei der Sache ist. Wir freuen uns darauf, dass wir nun die 1. Mannschaft im Verein sind und somit aus dem Vollen schöpfen können und nicht mehr ständig Kämpfer an die 1. Mannschaft abgeben müssen. Wir wollen das nutzen und in diesem Jahr frei aufkämpfen und eine tolle Saison bestreiten. Alles Weitere wird sich zeigen.“ Sportdirektor Zabel sieht das ähnlich und attestiert der Mannschaft von Dörbandt einen guten Zusammenhalt sowie erstklassigen Teamspirit. Er hofft, dass sich die Mannschaft durch ihre neue Rolle nicht unter Druck gesetzt fühlt und einfach dort weitermacht, wo sie in der letzten Saison aufgehört hat: „Mit Spaß bei der Sache sein und tolle Kämpfe abliefern“, so Zabel.
Man darf gespannt sein, was in den nächsten Jahren beim 1. Judo-Club Mönchengladbach im Männer-Bereich passieren wird. Über eines sind sich alle Verantwortlichen jedoch einig: Solange keine neuen Sponsoren gefunden werden und sich an der finanziellen Situation nichts ändert, braucht man über das Thema Bundesliga nicht zu sprechen. Dementsprechend lautet auch das Fazit von Präsident Erik Goertz: „Unsere Trainer und unsere Jugendarbeit sind erstklassig. An der sportlichen Seite hapert es nicht. Gerade für die Bundesliga ist aber auch ein solider finanzieller Unterbau nötig. Ohne den geht es nicht. Sonst machen wir die Arbeit und die anderen Vereine kaufen uns die Talente weg. Solange sich unsere Situation in finanzieller Hinsicht nicht drastisch verbessert, brauchen wir im Männer-Bereich nicht über eine Rückkehr in die Bundesliga nachzudenken.“