teaser buliAm Ende stimmte Leipzigs Teamchefin Melanie Gerber das Fußballer-„Uffta“ an, und ihre Teamkolleginnen im Lila-Shirt mit der Aufschrift „Powerfrauen“ hopsen ausgelassen auf der Matte in Mönchengladbach. Der JC Leipzig hat seinen im Vorjahr erkämpften deutschen Meistertitel in der Bundesliga dank eines 5:2-Finalsieges über die überraschend starke Mannschaft der PSG Dynamo Brandenburg erfolgreich verteidigt. Die Truppe um die Olympia-Zweite von London Kerstin Thiele freute sich entsprechend ausgelassen über den vierten Titel in der Vereinschronik nach 2004, 2010 und 2012.


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Bronze eroberten der vorjährige Vizemeister TSV Großhadern und die erstmals in der Vereinsgeschichte überhaupt auf dem Bundesliga-Siegerpodest vertretene Auswahl der TSG Backnang. Dem bitter enttäuschten 1. JC Mönchengladbach blieb ebenso wie dem JC 66 Bottrop nur Rang fünf und das Lob, ein erstklassiger Gastgeber gewesen zu sein.

 

Olympia-Star Thiele: „Wir sind einfach ein klasse Team“

 

„Deutscher Meister – ich bin überglücklich. Die Mädels haben so super gekämpft. Wir sind einfach ein klasse Team. Und das mir auch noch der entscheidende vierte Punkt im Finale gelungen ist, dass war die Krönung“, erzählte hinterher Kerstin Thiele. Die nach ihrer Silbermedaille von London 2012 in das Halbschwergewicht aufgestiegene Leipziger Topkämpferin entschied das durchaus spannende Finale gegen die bis dahin tapfer mithaltenden Brandenburgerinnen, als sie nach 2:28 Minuten ihre Kontrahentin Annika Heise mit einem geradezu klassischen Schulterwurf auf die Matte beförderte. Leipzig führte in diesem Moment 4:2, die nach Erkrankung gehandicapte Sabine Goller baute das Ergebnis noch aus.

 

Matchwinner für den alten und neuen Meister aber waren an diesem gelungenen Abend vor etwa 500 Zuschauer in der Mönchengladbacher Jahnhalle vor allem Schwergewichtlerin Franziska Konitz sowie Heide Wollert, die jeweils alle drei Kämpfe gewannen. Besonders wichtig war das im Falle von Wollert, deren Gewichtsklasse bis 70 Kilo jeweils die Teamduelle eröffnete. Weil Wollert nicht zu schlagen war, ging Leipzig dreimal 1:0 in Führung. „Ach, am Ende fragt keiner mehr, wer die Punkte gewonnen hat. Das ist ein Teamkampf, und da gewinnt das Team gemeinsam und wir brauchen vier Punkte, aber natürlich hat es mich gefreut, dass ich der Mannschaft helfen konnte“, sagte die Ex-Europameisterin.

 

Frankfurts nach einer erneut schweren Knieoperation im Rollstuhl angereiste Trainerin Sandra Köppen-Zuckschwerdt war am Ende trotz des verpassten Titels nicht geknickt. „Schaut Euch die Mädels an, wie die sich freuen. Mit dieser Silbermedaille hätten wir nie und nimmer gerechnet, sagte die ehemalige Weltklasse-Schwergewichtlerin gerührt. Schon an eine Medaille hatte ich nicht gedacht, aber unser Team ist über sich hinaus gewachsen.“

 

Die Sechser-Finalrunde in Mönchengladbach hatte mit einem echten Stimmungskiller begonnen, denn die Gastgeberinnen unterlagen gleich zum Auftakt der mit einer bärenstarken Mannschaft und einem Trainer in Holzschuhen angereisten TSG Backnang glatt mit 2:5. „Die Holzschuhe habe ich von unseren holländischen Gaststartern als Geschenk bekommen. Wenn die mir immer so ein Glück bringen, dann behalte ich die in der Bundesliga an“, erklärte TSG-Coach Jens Holderle lächelnd. Die Süddeutschen waren danach beim 1:3 gegen Leipzig vor allem bei den drei Unentschieden gewerteten Duellen etwas im Pech, freuten sich aber am Ende riesig über die gewonnene Medaille.

 

Dagegen haderten die Gastgeberinnen vor allem beim 3:4 gegen Leipzig mit „dem fehlenden Quäntchen Glück“, wie es Trainerin Edda Karlsson ausdrückte. „Wir haben eine starke Saison gekämpft, sind Nordmeister geworden. Das bleibt. Natürlich hatten wir uns heute mit der heimischen Kulisse im Rücken viel mehr vorgenommen. Aber wenn man sieht, dass Brandenburg hier im Finale steht und wir Brandenburg in der Liga 5:2 geschlagen haben, dann weiß man, dass uns nicht viel nach ganz vorne fehlt. Wir werden uns noch steigern.“

 

Großhadern traurig, aber in der Anzugsordnung unschlagbar gut

 

Unter Wert geschlagen verließen die Mädels des letztjährigen Vizemeisters TSV Großhadern die Halle. Das aber immerhin mit der Bronzemedaille um den Hals und komplett im feschen Dirndl. „Wir fahren jetzt heim und gehen am Sonntag geschlossen auf das Oktoberfest, um gemeinsam Bronze zu feiern“, sagte Trainerin Verena Birndörfer. Nach dem 5:2 gegen Bottrop ging das Duell um den Poolsieg gegen Brandenburg überraschend mit 2:4 verloren. „Natürlich sind wir traurig und enttäuscht darüber, aber wir haben uns in der deutschen Spitze etabliert, sind zum zweiten Mal hintereinander Südmeister geworden, auch das zählt.“

 

Zur Gruppe der Enttäuschten gehörte am Ende auch Bottrop, dass beim 3:4 gegen Brandenburg ganz knapp vor einer Überraschung stand, am Ende aber wie schon in den beiden letzten Jahren mit Platz fünf Vorlieb nehmen musste. „Heute war definitiv für uns mehr drin“, sagte Bottrops Teammanager  Guido Materzok. Aber wir greifen in der nächsten Serie neu an. Wir haben einen großen Kader und wollen uns punktuell weiter verbessern.“

 

Peter Stracke